Gewässer- und Hochwasserschutz im Südharz: Landesforsten gestalten die Sieber barrierefrei

Die Baggerarbeiten zum Rückbau alter Wehranlagen in der Sieber sollen am 7. September beginnen. Das teilt das Forstamt Riefensbeek als Grundeigentümerin heute mit. Die Niedersächsischen Landesforsten wollen das letzte große und nicht von einer Talsperre verbaute Gewässer im Westharz ökologisch aufwerten. Ziel der Beseitigung der Wehre zum Betrieb von ehemaligen Holzschleifereien ist es, einen Bachlauf zu gestalten, der von seiner Quelle bis nach Herzberg im Südharz barrierefrei fließen kann. Weiterhin wollen Riefensbeeker Forstleute und die Naturschutzbehörden mehr Hochwasserschutz für den Ort Sieber erreichen.

Letzter unverbauter Bach im Westharz ist eine wichtige Lebensader im Wald

Die Sieber im niedersächsischen Südharz vernetzt als wichtige Lebensader im Wald wertvolle Biotope und bietet vielen bedrohten Arten Rückzugraum. So können nach dem Rückbau der Wehre Kleinlebewesen, seltene Fischarten wie Groppen und Bachforellen, das Fließgewässer wieder grenzenlos durchwandern. Der naturbelassene Bach entspringt am Bruchberg auf 922 Meter über Meereshöhe. Auf seinem 9,5 Kilometer langen Weg bis an den nördlichen Ortsrand von Herzberg in 280 Meter Höhenlage fließt er durch abwechslungsreiche Harzer Bergwälder. Im Zuge des Sieber-Projektes wollen die Niedersächsischen Landesforsten und der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) mit dem Gewässerrückbau erreichen, dass der Fluss vollständig ökologisch durchgängig verläuft.

Bauzeit im Spätsommer bei niedrigem Wasserstand aus Rücksicht auf Fischlaichzeiten und Freibadgäste

„Die Spezialfirma beginnt voraussichtlich ab dem 7. September mit den Baggerarbeiten im Bachlauf der Sieber. In Höhe des Schwimmbades im Ort und am Ortsende in Höhe des Friedhofs dauert der Abriss der zwei Wehre und die Anpassung des Bachbettes an die natürlichen Gefälleverhältnisse bis Ende Oktober“. Erläutert Max Schröder. Der Forstamtsleiter aus Riefensbeek hat gemeinsam mit Fachplaner Torsten Knoblauch vom NLWKN in Göttingen den Termin in den Spätsommer geschoben. „Bei den derzeit niedrigen Wasserständen rechnen wir mit einer kurzen Bauzeit von rund sechs Wochen“, ergänzt Torsten Knobloch, „das schont Fische und Freibadgäste“, so der Gewässerspezialist aus Göttingen.

Geschichte der Sieber

Besonders für die Entwicklung der Stadt Herzberg war die Sieber seit vielen Jahrhunderten enorm wichtig. Die ganzjährig verfügbare Ressource Wasser ermöglichte mit dem Holzschliff-Verfahren, die Papier-Produktion zu industrialisieren. Die Produktion ist heute in der Papierfabrik Smurfit Kappa erfolgreich zusammengeführt. Sie ist eine der wichtigsten Wirtschaftsbetriebe in Herzberg. Die alten Anlagen in der Umgebung von Sieber sind mittlerweile außer Betrieb, sodass sie der Natur zurückgegeben werden können. Denkmalgeschützte Teile bleiben erhalten, werden instandgesetzt und oberhalb der Sieber wiederaufgebaut.

Gefahr von Hochwasser gemindert

Die Sieber ist ein typischer Gebirgsbach mit stark schwankenden Abflüssen. Bei Starkniederschlägen oder Tauwetter können durchaus Hochwasserspitzen mit Abflüssen von ca. 60 m³/Sek auftreten. Durch den jetzt geplanten Ausbau des Wehres wird das Flussbett über drei Meter breiter und über einen Meter tiefer. Entsprechend fallen die Wasserspiegellagen des Flusses auch bei Hochwasser. Die Hochwassersituation wird entspannt.

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