Besser zielgenau statt mit der Gießkanne

Um die Folgen der Pandemie auf den Arbeitsmarkt abzufedern, haben viele europäische Länder Kurzarbeitergeld eingeführt. Bei einigen Nachbarn gibt es im Vergleich zu Deutschland mehr Geld im Monat – entsprechend wurden hierzulande Rufe nach einer Erhöhung des Kurzarbeitergelds laut. Doch eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt, dass die Leistungshöhe nicht einfach so verglichen werden kann – und dass Deutschland bereits vor der aktuellen Erhöhung des Kurzarbeitergeldes sehr gut aufgestellt war.

Ein durchschnittlich verdienender spanischer Angestellter in Kurzarbeit erhält kaufkraftbereinigt höchstens 1.830 US-Dollar im Monat, sein niederländischer Kollege wird dagegen nur drei Monate unterstützt und Briten müssen von ihrem Kurzarbeitergeld sogar Steuern und Sozialbeiträge abtreten: Die Regeln zum Kurzarbeitergeld sind in Europa sehr verschieden. Gilt nur die monatliche Höhe als Maßstab, käme Deutschland europaweit nur auf Platz sechs: Hierzulande erhält ein Kurzarbeiter bis zu 2.028 US-Dollar monatlich. Niederländer würden mit höchstens 5.436 US-Dollar besser durch die Krise kommen – sie belegen den ersten Platz. Allerdings sind die Leistungen der einzelnen Länder so verschiedenen ausgearbeitet, dass ein bloßer Blick auf die Höhe des Kurzarbeitergeldes zu kurz greift.

Spanier bekommen am meisten, Estländer am wenigsten

Für ein vollständiges Bild haben die IW-Forscher deshalb neben der Höhe auch die maximale Bezugsdauer und die Kaufkraft der jeweiligen Länder berücksichtig. Diese IW-Berechnungen zeigen, dass Spanien demnach am meisten Unterstützung zahlt. Das liegt vor allem daran, dass Kurzarbeiter hier bis zu 24 Monate lang Hilfe bekommen. In Deutschland werden Kurzarbeiter maximal zwölf Monate lang unterstützt, was bei einem monatlichen Betrag von knapp 2.028 US-Dollar insgesamt rund 24.000 US-Dollar entspricht. Damit liegt Deutschland hinter Frankreich und Finnland auf dem vierten Platz. Kurzarbeiter in Estland bekommen drei Monate lang jeweils nur 1.817 US-Dollar.

Ein Problem wird nicht gelöst

Die Aufstockung des Kurzarbeitergeldes, die kürzlich von der Bundesregierung beschlossen wurde, dürfte die Gesamtleistung hierzulande weiter erhöhen. Doch in Deutschland gab es bereits vorher passgenaue Lösungen: So schaffte die Metall- und Elektro-Industrie einen Fonds, um das Kurzarbeitergeld von Beschäftigten mit niedrigem Einkommen aufzustocken. "Auch viele andere Unternehmen und Branchen hierzulande haben längst individuelle Lösungen gefunden", sagt IW-Arbeitsmarktexperte und Studienautor Holger Schäfer. "Welches Problem mit der gesetzlichen Erhöhung des Kurzarbeitergeldes jetzt gelöst werden soll, ist nicht nachvollziehbar." 

Firmenkontakt und Herausgeber der Meldung:

Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V.
Konrad-Adenauer-Ufer 21
50668 Köln
Telefon: +49 (221) 4981-1
Telefax: +49 (221) 3765556
http://www.iwkoeln.de

Ansprechpartner:
Sarah Kraft
Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: +49 (221) 4981-1
E-Mail: onlineredaktion@iwkoeln.de
Für die oben stehende Pressemitteilung ist allein der jeweils angegebene Herausgeber (siehe Firmenkontakt oben) verantwortlich. Dieser ist in der Regel auch Urheber des Pressetextes, sowie der angehängten Bild-, Ton-, Video-, Medien- und Informationsmaterialien. Die United News Network GmbH übernimmt keine Haftung für die Korrektheit oder Vollständigkeit der dargestellten Meldung. Auch bei Übertragungsfehlern oder anderen Störungen haftet sie nur im Fall von Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit. Die Nutzung von hier archivierten Informationen zur Eigeninformation und redaktionellen Weiterverarbeitung ist in der Regel kostenfrei. Bitte klären Sie vor einer Weiterverwendung urheberrechtliche Fragen mit dem angegebenen Herausgeber. Eine systematische Speicherung dieser Daten sowie die Verwendung auch von Teilen dieses Datenbankwerks sind nur mit schriftlicher Genehmigung durch die United News Network GmbH gestattet.

counterpixel