Norbert Blüm: Ein Verfechter der Menschenrechte ist von uns gegangen

„Mit Norbert Blüm verlieren wir einen engagierten Mitstreiter für die Menschrechte, der sich Zeit Lebens für Menschrechte einsetzte und uns mahnte, die universellen Grundwerte nicht aufzugeben“ so Dr. Kambiz Ghawami, Vorsitzender des World University Service (WUS), zum Tod von Norbert Blüm.

Nach dem Militärputsch in Chile 1973 hat sich Norbert Blüm, damals Hauptgeschäftsführer der CDU-Sozialausschüsse, für chilenische Exilanten in Deutschland engagiert und insbesondere auch für vom WUS geförderte Exil-Studierende und Exil-Wissenschaftler.

1987 ist er persönlich als Mitglied des Deutschen Bundestags und Bundesminister für Arbeit nach Chile gereist, um sich über die Situation im Land zu informieren. Erinnert sei an seine Beurteilung der Zustände in der vom deutschen Sektenführer Paul Schäfer in Chile gegründeten „Colonia Dignidad“: „Diese Kolonie ist eine Musterfarm der Menschenverachtung". In Erinnerung ist sein Gespräch mit General Pinochet, das Blüm mit den Worten eröffnete „Herr Präsident, Sie sind ein Folterknecht“.

Den Menschenrechtsverletzungen des Terrorregimes in Chile sah die damalige Bundesregierung tatenlos zu und Norbert Blüm scheiterte mit seinem Engagement an der „Gegenöffentlichkeit“ u.a. von Franz-Josef Strauß, der das Pinochet-Regime in Chile tatkräftig stützte. Trotzdem gelang es Norbert Blüm, 16 zum Tode verurteilte Chilenen zu retten, die anschließend in Niedersachsen, dank der Aufnahme durch Ministerpräsident Ernst Albrecht, Asyl gewährt bekamen.

Die Ironie des Schicksals ist, das just an seinem Todestag am Freitag, den 24.04.2020, die ersten Direktzahlungen an die Opfer der „Colonia Dignidad“ ausgezahlt wurden, dank eines von Michael Brand (MdB) initiierten parteiübergreifenden Beschlusses des Deutschen Bundestags.

Die Verteidigung der Menschrechte in Deutschland war für Norbert Blüm eine Selbstverständlichkeit, auch wenn es gegen Parteikollegen ging. So schrieb er am 12.7.2018 in einem Beitrag für die Süddeutsche Zeitung: „Mich schreckt der kaltschnäuzige Ton, den die CSU in der Asyldebatte angeschlagen hat". Und noch im März diesen Jahres sagte er: „Wenn 500 Millionen Europäer nicht mehr fünf Millionen Flüchtlinge aufnehmen wollen, dann schließen wir doch den Laden ‚Europa‘ wegen moralischer Insolvenz".

Im Gedenken an einen Menschenfreund.

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