Eine Auslandserfahrung, die junge Handwerker prägt

Seit 20 Jahren schickt die Stuttgarter Handwerkskammer Gesellen für drei Monate nach Volterra in Italien. Über 380 junge Handwerker konnten bei dem Auslandsaufenthalt bereits die Chance nutzen, sich in der Toskana fachlich und persönlich weiterzubilden. Am Wochenende wurden zusammen mit den italienischen Partnern die Verträge für die Fortsetzung des von der EU geförderten Projekts „Erasmus plus“ für das kommende Frühjahr im Rahmen einer Feierstunde in Stuttgart unterzeichnet. Für die 20 sogenannten „Erasmini“ geht die Reise Anfang Januar 2020 los.

„Für einige Zeit im Ausland arbeiten, Horizonte erweitern und in eine andere Kultur eintauchen, dies sind die Ziele, die der dreimonatige Auslandsaufenthalt verfolgt“, betont Thomas Hoefling, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Region Stuttgart. Aufgrund der guten Erfolge und hohen Akzeptanz sei die Maßnahme zu einem festen Bestandteil der Förderpalette innerhalb der Weiterbildung im Handwerk der Region geworden. Die Vorteile, die ein derartiger „Auslandseinsatz“ mit sich bringe, seien offensichtlich. Hoefling: „Die jungen Fachkräfte lernen andere, oft­mals neue Betriebsabläufe bei den italienischen Partnern kennen, sehen überraschen­de Lösungsansätze für knifflige handwerkliche Proble­me, erweitern ihr fachliches Know-How und erwerben oder vertiefen Fremdsprachenkenntnisse.“ Eine weitere positive Entwicklung stelle man immer wieder fest: „Die junge Leute, die über den Tellerrand der Region Stuttgart blicken, sich an eine neue Umgebung anpassen, andere Arbeitstech­niken und -weisen erlernen, kommen als selbstbewuss­tere, selbstständigere, flexiblere Mitarbeiter zurück. Hochmotiviert bereichern sie die „Daheimgebliebenen“ im Betrieb mit vielen neuen Impulsen.“

Auch am europäischen Leitgedanken hat sich in den zwei Jahrzehnten nichts verändert. „Wichtig ist uns ein wertschätzender Austausch von Euro­päern, die offen sind gegenüber anderen Län­dern, Menschen und Kulturen“, so Kammerchef Hoefling. Der Gedanke der gemeinsamen europäischen Wertegemeinschaft sei von Anbeginn ein wichtiges Anliegen. „Wir treten ein für ein Europa, das sich zu Vielfalt, Offenheit und Menschlichkeit bekennt.“ Auch Giacomo Santi, Bürgermeister der Stadt Volterra, weiß um die Vorzüge des Projekts für seine Kommune und den europäischen Gedanken: „Die Zusammenarbeit hat unseren Ort geprägt, aber auch wertvolle Freundschaft, Wertschätzung und Zusammenarbeit entstehen lassen.“

1999 startete das Projekt als eine von der EU geförderte Qualifizierungsmaßnahme mit der Bezeichnung Leonardo. Seit 2016 firmiert das Projekt unter Erasmus plus. 2001 wurde das Leonardo-Projekt als vorbildliche Maßnahme bei der Carl-Duisberg-Gesellschaft in Bad Godesberg vorgestellt. Zweimal wurde es in den vergangenen Jahren mit dem Prädikat „good practice“ ausgezeichnet. Während des Aufenthalts in Volterra arbeiten die deutschen Handwerker auf Baustellen und in örtlichen Betrieben aktiv mit. Über die Jahre hinweg konnten zahlreiche gemeinsame Restaurierungsarbeiten an historischen Gebäuden  durchgeführt werden. Für den Europaabgeordneten Rainer Wieland ist das Volterra-Projekt der Stuttgarter Handwerkskammer „ein europäisches Leuchtturm-Projekt“.  Bei der Feierstunde sagte er: „Nicht umsonst wurde es schon mehrfach ausgezeichnet. Ich wünsche mir sehr, dass es viele weitere Jahre fortgesetzt werden kann.“

Eine Erfahrung fürs Leben

Nach der Rückkehr aus Italien berichten die Teilnehmer von ihren Erfahrungen: „Dieser Auslandsaufenthalt war für mich eine Erfahrung fürs Leben“, sagt zum Beispiel die 21-jährige Maler- und Lackiererin Stephanie. Sie war 2011 mit dem Austauschprogramm in dem malerischen Ort inmitten von Zypressen und historischen Gemäuern und ist sich sicher, dass sie die in dieser Zeit gewonnene Lebenserfahrung auch zu Hause weiterbringt.

Diese Erfahrung hat auch Sebastian gemacht. Der 25-Jährige hatte erstmals mit dem Schmiedehandwerk zu tun. „Ich habe durch das Schmieden einen neuen Bereich erschlossen, der mir bis dato unbekannt war“, erzählt der gelernte Metallbauer. Zimmerer Moritz kann dies bestätigen: „Es waren mit die schönsten Monate in meinem bisherigen Leben“, schwärmt der 22-Jährige. Auch der 24-jährige Mario hat als Fliesen-, Platten- und Mosaikleger gute Erfahrungen gemacht. „Alles, was ich in Italien ausgeübt habe, kann ich in Deutschland wieder verwenden“, berichtet er. Angst vor der Fremdsprache braucht dank des Sprachkurses übrigens niemand zu haben: „Unsere Lehrerinnen haben den Unterricht sehr sinnvoll gestaltet, so dass man in kurzer Zeit sehr viel lernen und sich gut mit den Italienern verständigen konnte“, versichert der 22-jährige Stuckateur Richard.

Das Programm beginnt jedes Jahr im November oder Dezember mit einem Vorbereitungswochenende in Deutschland. Im Januar heißt es dann für die Teilnehmer: Koffer packen und ab über die Alpen! Dort erwartet sie zuerst der einmonatige Sprachkurs. Auf den Sprachkurs folgt das zweimonatige Praktikum. Für Junghandwerker aus dem Bau- und Ausbaugewerbe bieten die italienischen Partner vor Ort spannende Arbeitseinsätze an. Meist werden historische Gebäude unter Aufsicht des Denkmalschutzamts restauriert und renoviert. Der Schwerpunkt im Bau- und Ausbaubereich liegt bei den Berufen wie beispielsweise Maurer, Zimmerer, Stuckateure, Maler und Fliesenleger. Aber auch Konditoren, Friseure oder Fotografen konnten in toskanischen Betrieben mitarbeiten und Erfahrungen sammeln.

Weitere Infos: www.hwk-stuttgart.de/erasmus

Die Teilnehmerliste 2020 hängt an.

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