Gewalt und Angst verhindern Ebola-Bekämpfung – Mehr internationale Unterstützung gefordert

*Ebola   *Gewalt   * Binnenflüchtlinge   *Dr. Denis Mukwege   *Reisebericht

Trotz eines Impfstoffs geht die Ebola-Epidemie in der Demokratischen Republik Kongo weiter. Die anhaltende Gewalt im Osten des Landes erschwert den Kampf gegen Ebola, mehrfach wurden auch Behandlungszentren überfallen. „Aber die Angst vor Massakern und Vergewaltigungen ist in manchen Gegenden größer, als die vor Ebola“, sagt Dr. Gisela Schneider, Direktorin des Deutschen Instituts für Ärztliche Mission e. V. (Difäm) aus Tübingen. Sie reiste drei Wochen durch das Konfliktgebiet im Osten des Landes und besuchte lokale Difäm-Partner, unter anderem ein Nothilfeprojekt für Binnenflüchtlinge. „Die UN muss ihr Mandat erweitern und endlich eingreifen. Ebenso muss der kongolesische Staat aktiv werden und für Frieden sorgen", so Gisela Schneider. „Nur dann können wir Ebola in den Griff bekommen und den Menschen die Versorgung ermöglichen, die sie benötigen.“

Innerhalb weniger Wochen wurden in der Provinz Ituri im Nordosten des Kongo etwa 300.000 Menschen aus ihren Dörfern vertrieben. Viele von ihnen flohen vor Massakern, Brandschatzung und Vergewaltigungen an der Bevölkerung in die Wälder oder in die etwas sichereren Städte der Provinz. „Die Menschen leben in ständiger Angst vor dem Terror. Aber es bleibt unklar, wer hinter der Gewalt und den bewaffneten Gruppen steckt“, sagt Dr. Gisela Schneider.

Zuflucht in Kirchen und Schulen ohne ausreichend Versorgung
Viele Menschen finden Zuflucht in Kirchen und Schulen, wie in einer Kirche am Stadtrand von Bunia. „Mehr als 100 Frauen, Mütter mit ihren Kindern, Schwangere und einige Männer leben seit zwei Monaten auf dem Lehmboden der Kirche, auf Reissäcken oder Kirchenbänken. Sie haben ihr Zuhause verloren, Rebellen haben ihr Dorf abgebrannt und ihre Familien getötet. Sie haben nichts mehr außer den Kleidern, die sie am Leib tragen“, erzählt Tropenmedizinerin Gisela Schneider. „Die Menschen erhalten etwas Reis, Öl und Bohnen, aber es gibt kaum genug zu essen und zu trinken für alle, auch die medizinische Versorgung ist notdürftig. Die Kinder weisen bereits Symptome schwerer Mangelernährung auf.“ Auf einem Feld wurden 4-qm-kleine notdürftige Bambuszelte als improvisiertes Flüchtlingscamp gebaut. „Aber niemand hat bisher die Planen gebracht“, so Gisela Schneider. „Keiner weiß, warum niemand hilft, warum niemand Unterstützung schickt. Es scheint, dass diese Menschen vergessen wurden. Und keiner greift ein, keiner unternimmt etwas gegen die Gewalt an der Bevölkerung“.

Das Difäm unterstützt die Nothilfemaßnahmen eines lokalen Partners und fördert unter anderem den Zugang zu sauberem Trinkwasser und die Möglichkeiten zum Hände waschen zur Vorbeugung von Ebola und stellt die medizinische Erstversorgung besonders für Schwangere und Kleinkinder sicher. „Und Ebola ist für die Menschen hier nur ein Randthema“, so Gisela Schneider, „Zu groß ist das Leid und die Traumatisierung, die sie erlebt haben. Sie fühlen sich vergessen und verlassen.“

Gewaltursachen erforschen und bekämpfen
"Ich hatte gehofft, dass sich mit dem Friedensnobelpreis etwas ändert, dass ich mich wieder frei bewegen kann. Aber es hat sich nichts verändert“, sagte Difäm-Partner und Friedennobelpreisträger Dr. Denis Mukwege zu Gisela Schneider bei ihrem Besuch in Bukavu. Der Gynäkologe und Menschenrechtsaktivist kämpft seit Jahren trotz Bedrohung gegen die Gewalt, die sich vor allem gegen Frauen richtet, und für die Einhaltung der Menschenrechte in seiner Heimat.

Um die Umstände der Gewalt im Kongo zu erforschen, zu dokumentieren und Wege aus der Gewalt zu suchen, hat er nun ein Kompetenzzentrum an der Evangelischen Universität in Afrika (UEA) in Bukavu ins Leben gerufen. Am interdisziplinären Kompetenzzentrum Denis Mukwege (Centre d’exellence Denis Mukwege) sollen zudem Frauen aus- und weitergebildet werden und dadurch in Leitungspositionen sowohl in der akademischen Welt als auch in der Gesellschaft gelangen. „Dadurch sollen sich die Lebensbedingungen der Frauen verbessern und ihre Rolle in der Gesellschaft nachhaltig verändert werden“, erklärt Gisela Schneider. „Dies soll zum Frieden in der Region beigetragen werden.“ Das Difäm unterstützt diese Arbeit inhaltlich und finanziell.

Resolution für Rohstoffgerechtigkeit und Straflosigkeit im Kongo
Bei seinem Besuch in Tübingen und Stuttgart am 23. und 24. Juni 2019 appellierte Dr. Denis Mukwege an Kirche und Gesellschaft: "Die Gewalt gegen Frauen muss ein Ende haben. Als Konsument und Verbraucher können Sie etwas bewegen, weil Deutschland eine Stimme hat in der Welt." Über 3.000 Menschen haben seine Resolution bereits unterschrieben und sich damit hinter die Anliegen von Dr. Mukwege gestellt. „Die Gewalt wird durch den Kampf um Rohstoffe vorangetrieben, die für die Produktion von Mobiltelefonen und Batterien für den deutschen und europäischen Markt genutzt werden“, so Dr. Gisela Schneider. Das Difäm und Brot für die Welt unterstützen Dr. Denis Mukwege in dem Vorhaben. „Mit der Resolution rufen wir die deutsche Bundesregierung und die Europäische Union auf, sich für ein Ende der Gewalt und der Straflosigkeit der Täter im Kongo und für eine faire Rohstoffbeschaffung einzusetzen.“

Weiterführende Links
Die Resolution und Unterschriftenlisten zum Download sowie die Pressemeldung finden Sie unter www.difaem.de/aktuelles/dr-denis-mukwege

Zur Petition: www.brot-fuer-die-welt.de/themen/aktionen/mukwege-resolution

Zum Reiseblog von Gisela Schneider aus dem Kongo: www.blog.difaem.de

Über Deutsches Institut für Ärztliche Mission e. V. (Difäm)

Das Difäm – Deutsches Institut für Ärztliche Mission e.V.
Seit über 100 Jahren verbessert die Organisation für weltweite christliche Gesundheitsarbeit die Gesundheitsversorgung in vernachlässigten Ländern und Regionen, besonders für benachteiligte Menschen. Das Difäm ist Träger der Tropenklinik Paul-Lechler-Krankenhaus in Tübingen und der Akademie für Gesundheit in der Einen Welt.

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