Stiftung Warentest schaut strenger auf die BU-Versicherung

Fast jede zweite Berufsunfähigkeitsversicherung (BU-Versicherung) schneidet im letzten Berufsunfähigkeitsversicherung Test von Stiftung Warentest mit der Bestnote „Sehr gut“ ab. Genauer gesagt sind es 31 von 73 bewerteten Tarifen, also 42 %.

Eine Erfolgsmeldung für die Versicherer? Die Zahl der sehr guten BU-Tarife ist seit den beiden letzten Tests 2013 und 2015 stetig zurückgegangen. 2013 erhielten satte 78 % der Angebote das beste Ergebnis als „Sehr gut“, 2015 waren es dann nur noch 55 %, jeweils bei einer Grundmenge in gleicher Größenordnung.

Der Gedanke an Berufsunfähigkeit wird verdrängt

Nun haben die Versicherer ihre Angebote in den vergangenen vier Jahren ganz sicher nicht verschlechtert, im Gegenteil. Aber die BU-Versicherung kommt trotzdem aus den Negativ-Schlagzeilen nicht heraus. Von einer 50:50 Chance auf eine Leistung ist die Rede, als handele es sich nicht um eine Versicherung mit klaren Bedingungen, sondern um ein Lotteriespiel. Und das ist ein Image, das die BU-Versicherung nun wirklich nicht gebrauchen kann.

Die Marktdurchdringung in Deutschland ist mit rund 20 % ohnehin schon ausgesprochen gering und hat in den letzten Jahren weiter abgenommen. Und das, obwohl Verbraucherschützer und Versicherer einig darüber sind, dass eine Berufsunfähigkeit für Arbeitnehmer wie auch für Selbstständige ein existenzbedrohendes Risiko ist.

Deshalb ist die Berufsunfähigkeitsversicherung sinnvoll

Setzen also 80 % der Deutschen sehenden Auges ihre wirtschaftliche Existenz aufs Spiel? Mit dieser Frage beschäftigten sich im Juni 2017 Experten der Vereinigung von Versicherungsmedizinern, Antrags‑ und Leistungsprüfern e. V. (VVAL) im Rahmen einer Fachtagung in Köln. Aller Aufklärungsarbeit zum Trotz wird das Risiko einer Berufsunfähigkeit von den meisten Menschen verdrängt. Dabei gehört die BU-Versicherung zu den wichtigsten Absicherungen und ist sinnvoll.

Medienwirksame Ereignisse wie Verkehrsunfall, Flugzeugabsturz, Terror, Brandkatastrophe und Verbrechen werden irrational mit höherer Wahrscheinlichkeit belegt als Herzinfarkt, Krebs oder Burnout. Und wenn, dann treffen diese Schicksalsschläge natürlich immer nur die anderen. Auch der Umfang des Schutzes aus der Sozialversicherung wird falsch eingeschätzt.

Erwerbsminderungsrente nicht hoch genug

Zur Erinnerung: Für die nach 1960 Geborenen gibt es nur noch eine abgestufte Erwerbsminderungsrente. Bevor man diese bekommt, ist jede Arbeit und damit auch jeder Einkommensverlust und jeder soziale Abstieg zumutbar. Eine staatliche Sicherung des gewohnten Lebensstandards findet nicht mehr statt. Dabei kommt selbst bei durchschnittlichem Verdienst im Laufe eines Berufslebens ein Einkommen in Millionenhöhe zusammen.

Mit dem Gedanken, wie ein Leben ohne oder mit nur geringem Erwerbseinkommen aussehen würde, mag sich niemand auseinandersetzen. Der Hausrat im Wert von vielleicht 80.000 Euro wird umfassend versichert, die Million Einkommen bleibt dagegen im eigenen Risiko.

Hohe Kosten: Viele können sich die BU-Versicherung nicht leisten

Die BU-Versicherung ist teuer. Neben den hohen abzusichernden Summen spielt auch die Eintrittswahrscheinlichkeit eine wichtige Rolle für die Beitragskalkulation. 43 % der heute 20-jährigen Männer werden vor dem 65. Lebensjahr berufsunfähig. Bei den Frauen sind es mit 38 % kaum weniger.

So viel kostet eine Berufsunfähigkeitsversicherung: https://www.berufsunfaehigkeitsversicherung-test-vergleich.com/beitrag-leistung

Die Verlängerung der Regelarbeitszeit auf 67 Jahre ist in dieser Statistik noch gar nicht enthalten. Berufe mit körperlicher Arbeit haben eine viel höhere Quote Berufsunfähiger, aber auch der Ergotherapeut taucht überraschend in der Liste der am meisten gefährdeten Berufe auf. Den Spitzenplatz belegen Flugbegleiter.

Berufe mit hohem Risiko für Berufsunfähigkeit

Gerade in den Berufen, in denen die BU-Versicherung dringend nötig wäre und wegen der Gefährdung besonders teuer ist, werden eher niedrige Einkommen bezahlt. Eine BU-Rente unter 1.000 Euro zu versichern, hat in aller Regel keinen Sinn, weil im Fall des Falles trotz Versicherung erhebliche Einschränkungen des gewohnten Lebensstandards erforderlich würden.

Wenn sich ein angestellter Estrichleger oder eine Reinigungskraft keine 200 Euro im Monat für eine BU-Versicherung leisten können, bleibt das Risiko unversichert. Die häufig abgeschlossene Unfallversicherung deckt nur einen sehr kleinen Ausschnitt, und günstige Alternativen wie die Grundfähigkeitsversicherung und die Versicherung gegen schwere Krankheiten (Dread-Disease-Versicherung) sind selbst bei den Vermittlern zu wenig bekannt. Hier besteht noch Informationsbedarf.

Testkriterien sind strenger, aber immer noch nicht vollständig transparent

Zurück zu den aktuellen Testergebnissen von Finanztest. Mit dem neuen BU Test wurden die Bewertungskriterien verfeinert und damit der Kritik aus den Reihen der Versicherungsmakler Rechnung getragen. Matthias Hellberg, der in seinem Blog den Tester in den Vorjahren Patzer, falsche Einschätzungen und unverantwortliche Aussagen vorwarf, findet jetzt sogar lobende Worte für die Stiftung Warentest.

Kritik am Berufsunfähigkeitsversicherung Test

Die Bewertung im Test, die zu 25 % die Antragsformulare und zu 75 % die Versicherungsbedingungen berücksichtigt, erfolgte nach einem umfassenden Kriterienkatalog. An erster Stelle steht erneut der Verzicht auf eine abstrakte Verweisung, obwohl nur ein verschwindend geringer Bruchteil der Leistungsablehnungen aus einer Verweisung resultiert.

Interessanter sind dagegen die Regelungen zur vorvertraglichen Anzeigepflicht, der Prognosezeitraum, die Unterscheidung zwischen vorübergehender und dauerhafter Berufsunfähigkeit, die Möglichkeit befristeter Anerkennung sowie eventuelle rückwirkende Leistungen.

Einen weiteren Schwerpunkt im BU-Versicherung Test bildete die Dynamisierung des Versicherungsschutzes sowohl während der Vertragslaufzeit in Form einer Nachversicherungsgarantie als auch nach Eintritt des Leistungsfalls durch garantierte Rentenanpassungen.

Mit der weltweiten Geltung bzw. der Abschlussmöglichkeit trotz eines Wohnsitzes im Ausland wird der Arbeitnehmerfreizügigkeit in der EU und der Globalisierung Rechnung getragen. Für den Fall von Zahlungsschwierigkeiten sind Stundungsmöglichkeiten und Beitragsfreistellung Testkriterien. Zum Vergleich: 2013 waren es nur neun bis zehn Bewertungskategorien – sicher auch ein Grund, warum damals so viele Produkte ein „Sehr gut“ erhielten.

Mangel an Transparenz im BU Test

Kritik entzündet sich auch 2017 daran, dass die Gewichtung der bewerteten Teilaspekte nicht offengelegt wird. Außerdem fehlen nach Meinung von Matthias Hellberg immer noch wichtige Punkte. So wird beispielsweise die Verweisung bei Menschen in Schul- oder Berufsausbildung sowie bei Hausfrauen und Hausmännern in den Bedingungen immer noch sehr unterschiedlich geregelt.

Außerdem muss in guten Verträgen klar sein, dass die abstrakte Verweisung nicht nur bei der Erstbeurteilung, sondern auch für eventuelle Nachprüfungen ausgeschlossen bleibt. Weitere Stolpersteine sind der nahtlose Übergang zwischen dem Krankentagegeld aus der PKV und der BU-Rente sowie die Frage des Versicherungsschutzes, wenn die Berufsunfähigkeit grob fahrlässig oder sogar vorsätzlich herbeigeführt wurde, zum Beispiel bei einem Verkehrsunfall oder in Suizid-Absicht.

Schließlich ist auch noch die zulässige Beitragsanpassung nach § 163 VVG oder eben der Verzicht auf diese Möglichkeit ein wichtiger Punkt, den Hellberg gern im Test bewertet sehen möchte.

Geringe Beteiligung

Angefragt waren von Finanztest bei den Versicherern die jeweils besten BU Tarife sowie möglichst günstige Varianten für drei Modellkunden:

  • Diplomkaufmann/-frau, 30 Jahre, BU-Rente 2.000 Euro
  • Industriemechaniker, 25 Jahre, ein Kind, BU-Rente 1.500 Euro
  • Medizinische Fachangestellte, 25 Jahre, BU-Rente 1.000 Euro

Die meisten Versicherer lieferten nur die besten Tarife – die Auswahl der drei Beispiele wurde häufig nicht bedient. Hellberg kritisiert sie als lebensfremd bzw. nicht aussagekräftig, da stets auch individuelle Risikofaktoren bewertet werden und dafür Zuschläge unter Umständen von 100 % fällig werden können. Außerdem fehlen den Versicherern Angaben zur richtigen Einstufung. Es macht nämlich einen Unterschied, ob der Industriemechaniker Personalverantwortung hat – dann zahlt er unter Umständen weniger für seine BU-Versicherung als ein Geselle im ersten Berufsjahr.

74 Unternehmen reichten Unterlagen ein, davon ein Versicherer allerdings mit einem Ausschluss von psychischen Störungen, der deswegen kein Qualitätsurteil für dieses Produkt erhalten konnte. Und das sind die Sieger des Jahres 2017 (je niedriger die Note, desto besser das Testergebnis):

Beste Berufsunfähigkeitsversicherung im Vergleich der Stiftung Warentest

Note 0,90

  • Europa – Tarif SBU E-BU (Stand 01.2017)

Note 1,00

  • Hannoversche – Tarif SBU 17 B1 (Stand 04.2017)
  • Alte Leipziger – Tarif SBU BV10 BV 11 (Stand 06.2017)

Note 1,17

  • Provinzial Nordwest – Tarif BUZ Top (Stand 01.2017)
  • R+V – Tarif BUZ B/BR D 119 (Stand 2017)
  • R+V – Tarif SBU BV04 (Stand 2017)

BU Kosten im Blick: Besser mit Expertenrat und Risikovoranfrage

Zwar weist Finanztest in diesem Jahr auf die Wichtigkeit der BU-Versicherung allgemein, auf den Abschluss bereits im jugendlichen Alter und die Laufzeit bis zum 67. Lebensjahr hin. Auch die Nachversicherungsmöglichkeit, die Dynamisierung der Leistung und die Splittung auf zwei Verträge werden thematisiert. Auch der Hinweis auf die überwiegende Bedeutung der Leistung im Vergleich zum Preis fehlt nicht.

Allerdings enthält der „Wegweiser zum BU-Vertrag“ der Finanztester einige gefährliche Vereinfachungen. Man könnte den Eindruck gewinnen, die Beratung durch einen Spezialisten und die anonyme Risikovoranfrage seien nur bei schweren, chronischen Erkrankungen oder ausgefallenen, gefährlichen Hobbys angeraten.

Folgt man diesem Rat und stellt seinen Antrag bei einem Versicherer, der genau mit den eigenen „Wehwehchen“ oder mit dem betriebenen Hobby ein Problem hat, wird es schwierig. Eine Antragsablehnung bei einem Unternehmen macht auch den nächsten Versicherer misstrauisch, und schon wird der BU-Schutz teuer oder sogar gänzlich unmöglich.

Auch wenn der Rat von Matthias Hellberg als Versicherungsmakler nicht ganz uneigennützig ist, hat er schon seine Berechtigung: Die BU-Versicherung ist zu wichtig, als dass beim Abschluss Fehler passieren dürfen. Guter Rat ist hier nicht teuer, sondern zahlt sich aus.

Über die Asenta GmbH

Das Verbraucherportal www.berufsunfaehigkeitsversicherungen-vergleich.com/ bietet Interessenten einen kostenlosen Vergleich von Preis und Leistung sämtlicher Berufsunfähigkeitsversicherungen. Fachinformationen und ein kostenloser Beitragsrechner runden das Angebot ab.

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