„Bewegter-Engel“ oder Neues aus der Mitte Weimars

Alles begann vor drei Jahren. Im Johannes-Landenberger-Förderzentrum in Weimar stieß man auf das Pörnbacher Konzept, ein von Traudl Pörnbacher in mehr als dreißig Jahren Beobachtungs- und Forschungsarbeit entwickeltes, eigenständiges Frühförder- und Rehabilitationskonzept mit ganzheitlichem Ansatz, dass für jede Altersstufe geeignet ist. Die Behandlungsmethode basiert in erster Linie auf spezifisch-aktivierend wirksamen Lagerungselementen. Dies ermöglicht unter anderem schwerstbehinderten Kindern und Jugendlichen für längere Zeiten ihrem Rollstuhl zu entfliehen und in einer stabilen Bauchlagenposition ihre Umgebung zu erkunden. Erfahrungsgemäß können häufig bereits nach kurzer Zeit erste Erfolge verzeichnet werden. So verlängern sich in kleinen Schritten die Konzentrationsphasen, wodurch sich die Kinder intensiver auf neue und bekannte Reize einlassen können. Der Fachmann spricht von der „Aktivierung tiefliegender Entwicklungsfundamente“, welche „im Komplexverhalten der ersten Durchstreckreaktion mit Kopfanhebung aus Bauchlagesituationen“ gefunden wurde. Vereinfacht zusammengefasst: Die Therapie knüpft dort an, wo die Schüler*innen mit ihrer körperlichen und geistigen Entwicklung im Kleinkindalter stehen geblieben sind.

„Bewegter-Engel“

Das überzeugte nicht nur die Pädagogen und Heilerziehungspfleger der Landenberger Schule, sondern auch Christian Engel. Hilfreich wie seine berühmten Namensvetter traf er zur rechten Zeit die Verantwortlichen des Förderzentrums und ließ sein Wissen in das neue Programm einfließen, von dem er schnell begeistert war. Als ausgebildeter Physiotherapeut lag ihm von Anfang an das körperliche Wohl aller Schüler*innen am Herzen.

Gemeinsam wurde ein mobiles Therapiesystem entwickelt, das es ihm ermöglicht, engelsgleich von Klasse zu Klasse zu „schweben“ und aktiv auf die Kinder zu zugehen. Dabei kommen Hilfsmittel wie der Pörnbacher Keil, das Pörnbacher Rollbrett und das Pörnbacher Sitzelement zum Einsatz, die mittlerweile bereits mehrfach in der Schule vorhanden sind. Mit ihrer Hilfe führen Herr Engel sowie angeleitete Pädagogen Einzel- und Gruppenfördereinheiten durch, welche individuell auf jede*n Einzelne*n abgestimmt werden. Immer mehr Schüler*innen können dadurch gefördert werden, denn das Konzept bietet keineswegs nur bei Schwerst-Mehrfachbehinderungen neue Entwicklungs-ansätze. Auch für Sinnesbeeinträchtigungen und viele weitere körperliche wie geistige Handicaps liefert es gezielte Verbesserungsmöglichkeiten mit guten Chancen auf wunderbare Erfolge. Kein Wunder also, dass das neue Therapieprogramm des Landenberger-Förderzentrums – in dieser Form vermutlich einzigartig in Deutschland – den Namen „Bewegter-Engel“ bekam.

Und es geht einher mit der Philosophie der Ganztagsschule, die Schulleiterin Andrea König in zwei kurzen Sätzen zusammenfasst: „Wir wollen unsere Schülerinnen und Schüler so fit wie möglich machen, damit sie ein möglichst selbstständiges und selbstbestimmtes Leben führen können. Jede*r wird dort abgeholt, wo sie oder er steht.“

Offenheit, Vielseitigkeit und Kreativität

Die ehemals staatliche Einrichtung erlangte 1991 den Schulstatus und wurde 1998 von der Diakoniestiftung Weimar Bad Lobenstein (damals noch Diakonisches Zentrum Stiftung Sophienhaus) übernommen. Mit dem Übergang in freie Trägerschaft erhielt die Schule, die Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit geistigen und körperlichen Behinderungen sowie Sinnesbeeinträchtigungen fördert und begleitet, den Namen eines Heilpädagogen der ersten Stunde: Johannes Landenberger. Heute befindet sich das Johannes-Landenberger-Förderzentrum in Trägerschaft des Michaelisstift Gefell – ein Gesellschafter der Diakoniestiftung – und unterrichtet Schüler*innen im Alter von 6 bis 24 Jahren. Sie lernen altersübergreifend und inklusiv in Unter-, Mittel-, Ober- und Werkstufe. Die praxisorientierte Schulausbildung dauert in Abhängigkeit des individuellen Bedarfs zwischen 12 und 15 Jahre.

Im Jahr 2001 konnte man mitten ins Zentrum Weimars umsiedeln und ein neues, barrierefreies Schulgebäude in der Schubertstraße beziehen. Viel Glas zaubert eine helle, lichtdurchflutete Atmosphäre, schafft Raum für großzügige Blicke nach außen und animiert zum Hineinschauen. Auf diese Weise wird eines der wichtigsten Anliegen der Schule vermittelt: Offenheit.

Diese spiegelt sich auch im Inneren wieder, wo 13 Klassenräume mit benachbarten Gruppenräumen und Balkonen, ein Computerkabinett, Werkräume für Holz, Metall, Ton und kreatives Gestalten, ein Musik- und ein Matschraum, Gymnastik- und Snoezelenräume, die Lehrküche und die Lehrwäscherei, spezielle Pflegeräume und unterschiedlichste Freizeitflächen, ein kleines Amphitheater sowie die Mehrzweckhalle ein vielseitiges Betätigungsfeld bieten und individuellen Bedürfnissen gerecht werden können.

Therapien zu Lande, zu Wasser und in der Luft…

Besonders erwähnenswert ist das ebenfalls im Haus befindliche Therapiebad. Hierauf ist die Schule besonders stolz, schließlich ist ein solches Bewegungsbecken nicht gerade kostengünstig und daher selten in vergleichbaren Einrichtungen zu finden. Aber der breite Nutzen für Schule und Schüler*innen – und nach Schulschluss sogar darüber hinaus – zeigt, dass sich sowohl die Investitions- als auch die jährlichen Unterhaltungskosten lohnen. Unterschiedlichste Therapieformen in Gruppen oder einzeln, Wassergewöhnung, erster Schwimmunterricht sowie Babyschwimmen und Wassergymnastik sind nur einige der möglichen Anwendungen, die hier stattfinden und eine wichtige Entwicklungsförderung darstellen. Optimale Ergänzung im Trockenen ist der für Gleichgewichts-training und Wahrnehmungsschulung angeschaffte Airtramp. Da erscheinen weitere Angebote wie Physio- und Ergotherapie, Logopädie und unterstützte Kommunikation beinah schon wie eine Randnotiz, gleichwohl diese einen ebenso hohen Stellenwert einnehmen und ihre Einbindung in den Schultag für Eltern eine immens wertvolle, weil zeitsparende Erleichterung bringt.

Jokulus? Kleeblatt? Yellow Group?

Diese Kombination aus durchdachter Einrichtung und umfangreicher wie zielgerichteter Ausstattung ermöglicht eine Vielzahl an Kursangeboten und Schulprojekten. Da werden im Zirkus „Jokulus“ artistische Einlagen mit clownesken Auftritten gewürzt und voller Probeneifer der jährlichen Aufführung des Weihnachtsmärchens entgegen gefiebert. Alle zwei Monate erscheint die Schülerzeitung „Kleeblatt“ und unzählige Male erklingen die Stimmen des Schulchors „Die Landenberger Lerchen“ und bitten um akustisches Geleit, ebenso wie die „Yellow Group“, das schuleigene Basketballteam, seinen Fans mitreißende Spiele liefert. Ergänzt und abgerundet durch Exkursionen, Sommer- und Winterlager, unzählige Teilnahmen an Sportveranstaltungen und Theaterprojekten außerhalb der Schule sowie die Schuljugendarbeit als erweitertes Freizeitangebot stehen allen Altersgruppen unterschiedlichste Wirkungsfelder zur Auswahl.

Darüber hinaus agiert die Schule auch in den Ferien als Träger und zum Teil als Veranstalter verschiedenster sonderpädagogisch betreuter Ferienprojekte.

„Für Euch“

Trotz der hervorragenden Voraussetzungen zur Umsetzung all dieser kreativen Angebote würde das schulische Leben ohne ihn dennoch weniger bunt daherkommen. Die Rede ist vom Schulförderverein „Für Euch“, der die Schule seit Jahren tatkräftig unterstützt, Sponsoren sucht und mit deren Hilfe viele der oben erwähnten Aktivitäten und Projekte erst möglich macht. Zudem wird regelmäßig beraten, welche Ausstattungen den Schülern das Lernen erleichtern, die Lehrer unterstützen und allen den Schulalltag fröhlicher gestalten können. Stellvertretend genannt seien die Rollstuhlschaukel und das ebenfalls rollstuhltaugliche Bodentrampolin, zwei im doppelten Sinne des Wortes große Wünsche die übereinstimmend von Schüler-, Lehrer- und Elternschaft aufgerufen wurden. Der Förderverein griff diese gerne auf und arbeitete mit geduldiger Akribie und engagiertem Einsatz seiner Mitglieder und Sponsoren an der Wunscherfüllung. Groß war auch der Jubel bei allen, als der Verein zur Übergabe und Einweihung einlud. Schließlich fördern sowohl das erdgebundene Sprunggerät wie auch das freischwingende Luftgefährt neben Koordinationsvermögen und Kondition vor allem den Spaßfaktor. Kein Wunder also, dass sich die beiden Spiel- und Sportgeräte bis zum heutigen Tag uneingeschränkter Beliebtheit erfreuen. Auch der ein oder andere Lehrer soll schon springend und schaukelnd beobachtet worden sein.

Krankenschwestern und Pörnbacher Therapeuten in einer Schule?

Für besondere Freude bei Lehrern und Eltern sorgen die beiden Krankenschwestern, die im Landen-berger-Förderzentrum angestellt sind und somit die Kinder an allen Schultagen über die komplette Schulzeit begleiten und betreuen. Sie geben Sicherheit, garantieren eine fachgerechte Pflege, geben kompetente Anleitung und stehen allen mit Rat und Tat zur Seite. Ein Qualitätsangebot, welches ebenfalls alles andere als selbstverständlich ist. Generell wird Qualitätssicherung im Förderzentrum groß geschrieben. Es ist kein Zufall, dass in allen Bereichen ausschließlich Fachkräfte eingestellt werden und Weiterbildungen fester Bestandteil der Jahresplanung sind. Kaum überraschend, dass auch der „Landenberger-Engel“ neben seinen Berufspflichten nochmal die Schulbank drückt, um in einer zweijährigen Ausbildung die Zusatzqualifikation zum „Pörnbacher Therapeuten“ zu erlangen. Die Doppelbelastung nimmt er gerne in Kauf, ist doch das Konzept und dessen Ausbau eine Herzensangelegenheit für ihn. „Und schließlich“, sagt er mit einem Schmunzeln im Gesicht „bin ich doch ein bewegter Engel.“

Tag der offenen Tür

Die nächste Gelegenheit, sich selbst ein ausführliches Bild vom Johannes-Landenberger-Förderzentrum Weimar zu machen, steht unmittelbar bevor. Schüler, Lehrer und Eltern laden am 16.11. von 9-11 Uhr zum Tag der offenen Tür in die Schubertstraße 1b. Alle Klassen stellen sich und ihre aktuellen Projekte vor. Besucher lernen nicht nur die Schule und ihre Räumlichkeiten kennen, sondern auch, wie in ihnen gelernt und gearbeitet wird. Die Schüler*innen werden ihren Gästen zei-gen, auf welch unterschiedliche Weise sie Unterrichtsstoff vermittelt bekommen und sich Kenntnisse aneignen. Darüber hinaus geben die Pädagogen Auskunft über Lernformen, Lernmethoden und in-dividuelle Fördermöglichkeiten. Und wer die Augen offen hält, findet vielleicht, so ganz nebenbei, schon das ein oder andere Weihnachtsgeschenk unter den kreativen Projektergebnissen der Landenberger-Schüler*innen.

Im Johannes-Landenberger-Förderzentrum sind neben den Anmeldungen für das kommende Schuljahr (2019/2020) auch für das laufende Schuljahr (2018/2019) noch Anmeldungen möglich!

Fragen und Anmeldungen unter Tel. 03643-24 10 772 oder a.koenig@diakonie-wl.de 

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